Der Ossenberg als Kult- und Versammlungsort

(Bericht von Fritz Schmidt anlässlich der Wanderung zur Hünenburg am 3. Oktober 2014)  

Die sakrale Tradition von Barterode weist eindeutig auf den Ossenberg hin.

Die Zusammenhänge aufzuklären und die verwischten Spuren für alle erkennbar zu machen tun sich alle Heimatforscher schwer.

 

Da ist zunächst einmal die Lage des Ossenberges. Der Ossenberg liegt etwa in der Mitte zwischen dem Hohen Hagen im Süden und der Bramburg im Norden, und in der Mitte zwischen der Leine im Osten und der Weser im Westen. Ein idealer Treffpunkt und Versammlungsplatz.

Auch das Vorhandensein von Wasser war für Kult- und Versammlungsplätze von großer Bedeutung. Hier sind zu erwähnen die Helenenquelle, der Hengstbrunnen (Quelle) sowie eine Quelle südlich des Bratensteins gelegen. Diese konnte bisher noch nicht genau lokalisiert werden sowie ein noch nach dem Kriege vorhandener Brunnen auf der nördlichen Seite des Ossenberg.

 

Die im Frühjahr 1994 von Joachim Jünemann, Dransfeld, georteten Konturen einer sogenannten „Viereckschanze“ am nördlichen Waldrand des Ossenberg zwischen dem Grenzstein der Wiesen von Albert Arnemann und Heino Sohnrey weisen auf eine wohl größere Kultstätte hin.

Eine solche Kultstätte hatte im Kriegsjahr 1941 auch Albert Schäfer aus Barterode bei der Ausdeutung der Riesen- und Teufelssagen vom Ossenberg vermutet konnte sie aber nicht lokalisieren (die Sage vom Provinkeln holen und die Sage der Knüppelbuche).

 

Der Flurname der höchsten Kuppe auf dem Ossenberg „Großer Stollen“ ist nach Ansicht von Albert Schäfer ein Hinweis auf einen Gerichtsstuhl eines alten Volksgerichts. Das Gericht „to dem Asche“ oder noch früher das „Markloch“ aus keltischer Zeit. Beides sind Vermutungen, die aber nicht grundlos sind.

 

Die Ortung einer weiteren „Viereckschanze“ sowie eines hochgelegenen Tanzplatzes auf dem Stollen werden einer altsächsisch germanischen Kultepoche zugeordnet. Zu diesen Kultplätzen würde dann auch der sogenannte „Bloaten“ gehören. Der Name ist auf die altsächsischen Wörter „blot“ gleich „Opfer“ und „blotan“ gleich „kultisch ehren“ zurückzuführen.

In dem Namen „Ossenberg“ ergibt sich ein Bezug zum altsächsischen „as“ oder „os“ was so viel wie „Gott“ oder „Gottesberg“ bedeutet.

Daraus lässt sich schließen, dass althergebrachte Plätze bei der Christianisierung eine nicht unbedeutende Rolle spielten; galt doch das Gebot Papst Gregor des Großen: „Durch Errichtung einer Capellula Christi“ diese Plätze neu zu sanktifizieren. Vielleicht ist auch der „Pastoren-Garten“ im Ossenberg in diesem Zusammenhang zu sehen.

 

An althergebrachte örtliche Frühlingsfeiern seiner Eltern in Großelterngeneration erinnert sich auch der Heimatforscher Albert Schäfer. Noch bis 1875 wurden nachweislich Ballspiele von den Konfirmanden „Up den Bloaten“ veranstaltet. Auch im 20. Jahrhundert wurden auf dem „Bloaten“ (große Freifläche im Ossenberg) ein jährliches Posaunenfest gefeiert.

 

Der Heimatforscher Albert Schäfer starb 1970 in Hagen in Westfalen. Die Redaktion einer Zeitschrift würdigte ihn, der es wie selten einer verstanden habe, das universale Beziehungsgefüge seiner Barteröder Heimat zu überblicken und auszuweiten.

 

Kultstätten auf dem Ossenberg geben die Gewissheit, dass hier Rituale und religiöses Brauchtum der Kelten, Germanen und ihrer christlichen Nachfahren praktiziert wurden.

Es bleibt der Ossenberg eine Kostbarkeit der Natur und Geschichte. Hoffen wir, dass diese Kostbarkeit erhalten bleibt.

 

Quellen:

J. Jünemann, Dransfeld

Albert Schäfer, Barterode/Hagen best.

Louis Finke, Barterode

August Finke, Barterode

Heinr. Sohnrey


Alte Protokolle des Gemeinde Barterode

1946 Barterode, das Bauern- bzw. Genossenschaftsdorf

 

1948 gab es in Barterode 2 Schmiede, 2 Sattler/Polsterer, 1 Bäcker, 1 Kolonialwaren-Handel, 1 Tabakladen, 1 Fahrrad- bzw. Baumholzschneider, 2 Tischler, 3 Maler, 1 Gärtnerei   

 

1949/50 Basaltsteinbruch Grefenburg – Hauptarbeitgeber und für Nebenerwerbslandwirte im Winter
Forstgenossenschaft Barterode als Arbeitsplatz für Nebenerwerbslandwirte im Winter
4 Hausschlachter überwiegend Nebenerwerbslandwirte und Gewerbetreibende

1950/55 Flüchtlinge kehren in ihre Städte und Heimatorte, soweit sie im Westen Deutschlands liegen, zurück

 

1952 Gründung des Wasserbeschaffungsverbandes Barterode, Tiefenbohrung auf 206 Meter, 19,27 °C warmes Wasser.

 

1955/60 Größere landwirtschaftliche Betriebe schaffen sich einen Lanz Bulldog an. Kleine landwirtschaftliche Betriebe gehen immer öfter in den Nebenerwerb nach Göttingen.
Postbus fährt mit Anhänger nach Göttingen

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